Call for Papers: Special Issue zu Reproductive Justice & Queer and Trans Reproduction
Herausgegeben von
Caroline Hammer, Universität Graz (caroline.hammer@uni-graz.at)
Elif Gül, Universität Wien (elif.guel@univie.ac.at)
Doris Leibetseder, Universität Basel
Im Februar 2024 wurde die Konferenz „Reproductive Justice and the use of ART in the context of Queer and Trans Reproduction“ im Rahmen des Elisabeth-List-Fellowship-Programms durchgeführt. Weiterführend und um auf die bedeutenden Inhalte noch vertiefend einzugehen wird dieses Special Issue im Open Gender Journal ausgeschrieben.
Reproduktive Gerechtigkeit (RG) ist ein theoretisch-analytisches Konzept, und stellt einen anti-essentialistischen politischen Rahmen für Allianzen sowie eine Aktivist*innen-bewegung dar. Der Ursprung von RG liegt in den USA und wurde von Schwarzen Frauen und Organisationen in den 1980er und 1990er Jahren erstmals benannt. Workshops und Konferenzen von und für feministische Aktivist*innen und Theoretiker*innen zu reproduktiver Gerechtigkeit werden bis heute international abgehalten und finden auch in Europa immer mehr Beachtung. Der theoretische Rahmen der reproduktiven Gerechtigkeit besteht aus dem Recht, ein Kind zu bekommen oder kein Kind zu bekommen (Ross, Solinger 2017) „under the conditions of one’s own choosing including the type of obstetric care and the secure access to safe birth control and abortion“ (Kyere, 2021). Darüber hinaus beinhaltet Reproductive Justice „the right to parent children in an environment of one’s own choosing – free from [any kind of] violence and under positive social, healthcare and ecological conditions “ (Kyere, 2021) und “the right to sexual self-determination“ (Kyere 2021).
Dieses Special Issue zu Reproduktiver Gerechtigkeit und queerer und trans Reproduktion ist in Zeiten wie diesen hochrelevant. Der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen wird wieder zunehmend beschränkt oder gar abgeschafft (Ungarn, Polen, USA); die LGBTIQ*-Community wird von (rechtsextremen) Parteien bedroht, Anti-Gender-Kampagnen nehmen zu und auch Gender- und Sexualstudien geraten in Bedrängnis. Daher möchten wir für dieses Special Issue des Open Gender Journals Beiträge zu Themen einladen, die u.a. diese Bedrohungen thematisieren.
Mit dem konzeptionellen Rahmen der Reproduktiven Gerechtigkeit ist es möglich, aufzuzeigen, wo intersektionale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in reproduktiven Fragen liegen. Queere und trans Personen fordern Reproduktive Gerechtigkeit, um die gleichen Reproduktionsmöglichkeiten zu haben, wie heterosexuelle und cis Menschen. Für queere und trans Reproduktion ist es jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine unterdrückte Gruppe eine andere diskriminierte Gruppe ausnutzen kann. Wie Loretta Ross in ihrem Text über Reproductive Justice als anti-essentialistischer Rahmen für eine Theorie und Praxis sagt: Niemandes Menschenrechte sollten die Menschenrechte anderer verletzen (Ross 2021 in Kitchen Politics).
Wir stellen die folgenden Fragen:
Wie kann Reproduktive Gerechtigkeit genutzt werden, um die Fortpflanzung von queeren und trans Menschen durch den Einsatz von assistierten Reproduktionstechnologien in Europa zu fördern?
Gibt es Best-Practice-Beispiele für Reproduktive Gerechtigkeit innerhalb oder außerhalb von Europa?
Können queere und trans Personen dazu beitragen, andere diskriminierte Gruppen in ihren reproduktiven Prozessen zu unterstützen und wie?
Welche Rolle spielen race, Klasse, (dis)ability und Religion?
Was sind ethische Herausforderungen bei ART-Prozessen für queere und trans Personen?
Fokus:
- Queere und trans Reproduktion
- Unterstützte Fortpflanzungstechnologien (ART)
- Reproduktive Gerechtigkeit & Feministische Wissenschafts- und Technologiestudien
- Reproduktive Gerechtigkeit & Ethik
- Intersektionale Ansätze in der Reproduktion
- Queer- und Trans-Abtreibung
- Gerechtigkeit bei der Geburt
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Reproductive Justice
- Kritische ethnische Studien und ART
- CRIP-Studien und ART
Über das Special Issue:
Das Special Issue zu “Reproductive Justice and the use of ART in the context of Queer and Trans Reproduction“ wird im Open Gender Journal, einer Diamond Open-Access-Zeitschrift, veröffentlicht. Die Artikel werden unter einer CC BY 4.0 Lizenz veröffentlicht, ohne Gebühren für die Autor*innen. Wir suchen nach qualitativ hochwertigen Forschungsartikeln mit theoretischen Ansätzen aus verschiedenen disziplinären und interdisziplinären Perspektiven, einschließlich feministischer Technowissenschaften, Soziologie, Kultur- und Sozialanthropologie, Queer- und Trans Studies, Gender Studies, (Medizin-)Ethik, medizinische Wissenschaften oder andere verwandte Bereiche.
Alle Beiträge werden einem doppelt-anonymen Peer-Review unterzogen.
Bitte beachten Sie, dass wir Einreichungen nur dann in den Begutachtungsprozess einbeziehen, wenn sie den formalen Anforderungen wissenschaftlicher Standards entsprechen (z.B. Bearbeitung einer Forschungsfrage, Berücksichtigung des Forschungsstandes, transparente Verwendung von Methoden, Konzepte und Begriffe).
Einsendeschluss: Einreichung vollständiger Artikel bis zum 15.11.2024
Sprache: Deutsch und Englisch
Umfang der begutachteten Beiträge: max. 50 000 Zeichen mit Leerzeichen.
Bitte reichen Sie Ihr Manuskript direkt über die Website der Zeitschrift ein: https://opengenderjournal.de/about/submissions
Wir bitten alle Autor*innen, sich an unseren Stilrichtlinien zu orientieren, um Konsistenz und Klarheit in ihren Texten zu gewährleisten: https://opengenderjournal.de/styleguide
Bei Fragen zum Sonderheft wenden Sie sich bitte an Caroline Hammer oder Elif Gül (siehe entsprechenden Mail-Adressen oben).
Literatur:
Kyere, Anthea (2021): An introduction to reproductive Justice. https://www.gwi-boell.de/en/2021/03/15/an-introduction-to-reproductive-justice (09.10.24)
Ross, Loretta J./Solinger, Rickie (2017): Reproductive Justice: An Introduction. Oakland, CA: University of California Press.
Ross, Loretta J. (2021): Mehr als Selbstbestimmung-Kämpfe für reproduktive Gerechtigkeit: Mit einem Grundlagentext von Loretta J. Ross. edition assemblage.