Biographische Agency männlicher Au-pair-Migration nach Deutschland
Abstract
Der Au-pair Aufenthalt war lange Zeit eine Mobilitätsform, die fast ausnahmslos von jungen Frauen genutzt wurde. Mittlerweile nimmt der Anteil an männlichen Au-pairs zu, aber es ist bisher nur wenig über ihre Motive und Perspektiven auf diesem 'gender untypischen' Migrationsweg bekannt. Basierend auf Schützes Ansatz zu biographischen Schemata, Verlaufskurven und Wandlungsprozessen legt dieser Aufsatz dar, wie junge Männer den Au-pair-Aufenthalt für ein biographisches Moratorium im jungen Erwachsenenalter nutzen. Indem sie Erwartungsstrukturen an Männlichkeit in ihren unterschiedlichen Lebenskontexten durchbrechen, initiieren sie biographische Wandlungsprozesse, die ihnen erlauben, Verlaufskurven in ihrem durch eine hohe Arbeitslosigkeit geprägten Herkunftskontext zu verlassen und Zugang zu hochqualifizierten Berufen in Deutschland zu erlangen. In den Au-pair-Familien wird von ihnen die Performativität einer „caring masculinity“ erwartet, um den fehlenden Einsatz von Vätern in der Sorge für ihre männlichen Kinder auszugleichen. Dies verweist darauf, dass sich die Kommodifizierung von Care-Arbeit nicht nur auf die Auslagerung praktischer Tätigkeiten beschränkt, sondern auch die Beziehungsarbeit des „doing gender“ innerhalb von Familien beinhaltet.

Copyright (c) 2020 Caterina Rohde-Abuba

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