„Es ist nochmal etwas Verbindenderes, etwas das mehr ist“. Was die Heirat hetero- und homosexuellen Paaren bedeutet
DOI:
https://doi.org/10.17169/ogj.2018.27Schlagworte:
Ehe, Lebenspartnerschaft, Liebe, Recht, TransformationAbstract
Ende des 20. Jahrhunderts wurde von einer 'dramatischen' Bedeutungsreduktion der Ehe gesprochen. Aktuell zeigen die Statistiken aber, dass das Heiraten trotz pluralisierten Optionen in der Lebensgestaltung weiterhin stark verbreitet ist. Wie ist diese anhaltende Bedeutung des Heiratens zu verstehen? Der Beitrag untersucht diese Frage anhand der Rekonstruktion der Fälle von zehn hetero- und vier homosexuellen Hochzeitspaaren, wodurch zwei Dinge deutlich werden: Als kollektives Versprechen von persönlichem Liebesglück gewinnt die Heirat an neuer Attraktivität, nicht zuletzt auch deshalb, weil dieses Glücksversprechen durch die Praktiken der Hochzeit wirkungsvoll inszeniert werden kann. Zugleich stabilisiert die Bedeutungstransformation der Ehe – von der normativen Regulierung heterosexueller Beziehungen zur individuellen Realisierung von Liebe – die Heirat als eine Option ohne gleichwertige Alternativen für die Anerkennung und rechtliche Absicherung von verbindlichem Zusammenleben und Lieben.
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